Badische Zeitung vom 30.10.2015 Offenburg
Mit mehr als 100 Mitwirkenden und viel Ehrenamt entsteht derzeit diese Musiktheaterproduktion.
OFFENBURG. „Wie Sie das alles so erzählen, ist bei mir sofort das Kopfkino angesprungen.“ Anthea Götz vom Sponsor E-Werk Mittelbaden war nicht alleine mit ihrer Wahrnehmung. Bei der Pressekonferenz zur Offenburger Musiktheaterproduktion „Das kalte Herz“ haben alle daran Beteiligten mit ihrem Enthusiasmus Neugier für dieses Bühnenereignis geweckt. Der Vorverkauf für die vier Vorstellungen von „Das kalte Herz“ vom 2. bis 5. Januar 2016 hat begonnen.
Der Komponist der Bühnenmusik, Gerhard Möhringer-Gross, Leiter des Offenburger Ensembles, erläuterte bei der Pressekonferenz in der Musikschule, was ihn gereizt hat, den Sagenstoff von Wilhelm Hauff (1802 bis 1827) zu vertonen. Für Musiktheater sei der sehr dankbar, weil er im Schwarzwald spiele und damit viel Vertrautes mit Fantastischem und Aktuellem verbinde. Fantastisch seien die märchenhaften Figuren des Glasmännleins und des Holländer Michels, realistisch die Themen der Flößerei und des Dorflebens im 19. Jahrhundert und aktuell sei die Sucht einer der Hauptfiguren, Peter Munk, nach schnellem Geld. Im Gegenzug gibt er sein Herz dem Holländer Michel und bekommt es durch einen Stein ersetzt. „Diese Gier nach dem schnellen Geld hat die weltweite Finanzkrise ausgelöst“, erklärt Gerhard Möhringer-Gross den Bezug zur Gegenwart. 32 Musikstücke hat er geschrieben und den vielfältigen Themen und Stimmungen anverwandelt. So sei der Holländer Michel „wunderbar böse“, was für eine Vertonung sehr ergiebig sei. So singt Peter Munk nicht mehr, nachdem er sein Herz dem Unhold für dessen Sammlung kalter Herzen übereignet hat. Er erhält seine Singstimme erst zurück, als er sein Herz mit List zurückgewinnt. Gleichzeitig fangen alle anderen geraubten Herzen von Neuem an zu schlagen. „Alle in verschiedenen Geschwindigkeiten, während der Holländer Michel zur Hölle fährt“, beschreibt Möhringer-Gross beispielsweise ein gefundenes Fressen für seine Tonsetzerkunst. Das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Rolf Schilli wird diese Musik mit all ihren Farben und Leitmotiven zum Leben erwecken.
Die Musik war Annette Müller Inspirationsquelle für ihr Textbuch, ihr Konzept und ihre Regie. Die zahlreichen Freunde ihrer Bühnenkunst werden ahnen, dass die Offenburger Theatermacherin wieder alle Hebel der darstellenden Kunst für die 17 von ihr entworfenen Szenen in Bewegung setzen wird: Körpertheater, Choreographien, Filmeinspielungen, Lichteffekte, 3 D-Animation, Sounddesign, ein überraschendes multifunktionales Bühnenbild, das Lena Skudlik vom Spinnerei-Kreativteam entworfen hat, bis zu 80 Kostüme, Requisiten, und, und, und …
Die halbe Kreativszene Offenburgs, so scheint es, und etliche lokale Unternehmen tragen zum Gelingen dieser Produktion bei. Weil sie so kreativ Gemeinschaft stiftet, haben auch die Bürgerstiftung St. Andreas, das E-Werk Mittelbaden, die Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau sowie die Offenburger Kulturstiftung ihre Unterstützung gerne zugesagt. Dennoch steckt in dieser typisch Offenburger Produktion gewaltig viel Ehrenamt. „Natürlich zahlen wir auch manche Dinge. Die Rechnungen wurden aber sehr wohlwollend zu unseren Gunsten kalkuliert, beschreibt VHS- und Musikschule-Geschäftsführer Walter Glunk diese typische Offenburger Produktion.
Kartenvorverkauf im Bürgerbüro Offenburg, Fischmarkt 2, 0781-822000
Musikschulleiter Peter Stöhr (Produktion), Annette Müller (Theater), Lena Skudlik (Bühnenbild), Gerhard Möhringer-Gross (Komposition) und Rolf Schilli (Litung des Jugendsinfonieorchesters, von links) sind die Spitze des Eisbergs dieser Musiktheaterproduktion. Foto: Ralf Burgmaier
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