Am Samstag, 10. September fand anlässlich des Freiheitsfestes Offenburg die Preview von „Story Offenburg” in der Bauerngasse in Offenburg statt. Keine übliche Theaterbühne, sondern ein Bauwagen mit Plexiglas bildete die Darstellungsplattform. Insgesamt wurden 29 Szenen rund um das Thema Freiheit von 30 Offenburgern im Alter von 18 bis 80 Jahren gespielt. Spieldauer – 2,5 Stunden.
Die Junge Theaterakademie Offenburg unter Leitung von Annette Müller hatte sich von allen anderen Volkstheaterstücken an diesem Abend abgehoben. Es wurden dem Publikum rund 50 funkgesteuerte Kopfhörer bereitgestellt damit sie die Sound-Collagen, Sound-Effekte (originaler Verkehrslärm aus Offenburg etc.) sowie die verschiedenen Szenen verfolgen konnten. Eine recht limitierte Angelegenheit, stelle es mir schwierig vor, wenn noch andere Personen in den Genuss kommen wollten, müssten diese ihre Fantasie beflügeln (die Regisseurin hatte nicht damit gerechnet, dass fast alle Zuchauer von Anfang bis Ende blieben, sonst wären mehr Menschen in den Genuss der Aufführung gekommen, Anm. d. Red.).
Zu viel Freiheit kann auch als Bürde erlebt werden
Sehr beeindruckend fand ich den Einstieg – alle Schauspieler stellen sich vor: Name, Alter, Schönes an Offenburg oder eher weniger Schönes. Der Schwarzwald- und Harzgeruch oder der Kinzigdamm wurden gemocht,, wohingegen sich eine Verbesserung bei Bus- und Bahnverbindungen gewünscht wurde. Was ist denn Freiheit? Für den Einen bedeutet Freiheit keine Angst zu haben und für den anderen wiederum eine freie Essenswahl zu treffen. Bereits hier war mir bewusst, dass der Abend zum Denken und zum Schmunzeln anregen soll. Zunächst motiviert und dann verwirrt zeigte sich die Szene, in der drei Abiturienten die völlige Freiheit hatten zu entscheiden, wohin ihr Leben sie führen soll – erst ein Work and Travel im Ausland, was wiederum zu viel Freiheit war – selbstbestimmt durch das Leben tümmeln. Das Studium wurde nach drei Semestern geschmissen, weil die viele Auswahl die falsche Entscheidung brachte.
Wer wollen Sie sein? – Eine Mehrheit entschied sich für das eigene Ego oder Hubert Burda
Sehr amüsant – eigens aufgebautes Fernsehstudio – rot bemalt mit weißem Tor Offenburgs – „OG Free TV“ wurden Umfragen von Bürgern veröffentlicht: ob man man selbst sein wolle oder Offenburgers Persönlichkeiten wie Frau OB Edith Schreiner oder Herrn Hubert Burda sowie Herrn Wilfried Schöllmann – die meisten wollten sich selbst sein oder die Persönlichkeit von Herrn Burda annehmen. Auch wurde in dieser Plattform über die Sicherheit OG – Unterführung berichtet, ob es Freiheit bedeutet unsicher zu sein oder doch mit Kameras beobachtet zu werden?! Denkanstoß gab es bei der Umfrage: Verzicht auf Wahlbeteiligung vs. Smartphone – die jüngeren wollten keinen Verzicht auf das Smartphone, dabei ist das ein Problem. Der Mensch wird vollkommen von diesem digitalen Medium abhängig und daher ausspioniert. Hier gilt: nein zu Smartphone – ja zu Wahlbeteiligung.
Die Facetten der Freiheit in Verbindung mit den historischen Forderungen von 1847
Auch Nein zu sagen ist Kunst und Freiheit. Ein bewegender Auftritt zeigte Fotograf Wilfried Beege, anhand seines stressigen Arbeitsalltages in der Modefotografie. Er berichtete, dass man vor dem Nein sagen keine Angst haben müsse – es kann das Leben positiv verändern. In den verschiedenen Szenen wurden letztich sehr viele Facetten der Freiheit beschrieben – in Verbindung mit Konsum, Geld, Reisen, Terror, Fremdbestimmung, Verantwortung oder Asylsuche. Sehr sehenswert! Das Stück wurde mit den historisch 13 Forderungen des Volkes von 1847 einbezogen und stellt uns persönlich die Frage, was für uns Freiheit bedeutet und wir welchen Wert ihr zuschreiben.
Weitere Termine: 7.10. ab 18.30 Uhr, 8.10. ab 18.30 Uhr, 9.10. ab 14.00 Uhr im Rahmen Verkaufsoffener Sonntag – auf dem Lindenplatz in Offenburg. Der Eintritt ist frei, Spenden sind jederzeit willkommen.
von Ricarda Bönisch Galeria Ortenau 09/2016
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