Theaterstück über Organspende / Darstellerin bringt eigene Erfahrungen ein / Heute Premiere 20. Februar 2014
Offenburger Tageblatt vom 20.2.2014
»Geschenktes Leben«: Das neue Stück der »Jungen Theaterakademie« mit Marc Gert (vorne) in der Hauptrolle.
Ein Buch gab den Impuls für das Theaterstück, das die »Junge Theaterakademie« aufführt. Zur Premiere von »Geschenktes Leben« kommt heute Abend sogar Autor David Wagner in den Salmen, um aus seinem Buch zu lesen und sich die Theaterfassung seines Werkes anzuschauen.
Immer wieder Skandale, zu wenig Spenderausweise und ethische Diskussionen – mehr wusste Annette Müller auch nicht über Organspenden. Aber als der Offenburger Regisseurin das Buch »Leben« von David Wagner in die Hände fiel, begann sie das Thema zu reizen: Sie stellte es einem Ensemble der »Jungen Theaterakademie« in Offenburg vor. »Wir entwickelten die Idee gemeinsam weiter«, so Müller. Wagners Buch wurde das Herzstück für das neue Theaterstück »Geschenktes Leben«, das Regisseurin Müller mit dem Ensemble nun auf die Bühne bringt. Weitere Inspirationen stammen aus dem Jugendbuch »Ein Funken Leben« von Anne Janssen.
15 Schauspieler zwischen 15 und 77 Jahren stehen auf der Bühne, in der Hauptrolle sind als Herr W. der 19-jährige Marc Gert und als Elise die 15-jährige Hanna Adam zu sehen. Einige der Schauspieler wirkten bereits in der Inszenierung »Kauf dich glücklich« mit, aber es sind auch sechs neue mit dabei. Die erwachsenen Akteure stammen aus dem Umfeld des »Theaters im Gewölbe«.
Autor heute vor Ort
Im Publikum sitzt heute Abend Autor David Wagner: Er interessiert sich für das Schauspielprojekt, deshalb wird er bei der ausverkauften Premiere in Offenburg dabei sein. Mehr noch: Er wird vor dem Stück eine halbe Stunde aus seinem Buch vorlesen. Deshalb beginnt die Veranstaltung bereits um 19.30 Uhr.
Wagner weiß übrigens, wovon er schreibt: Er selbst hat ein Spenderorgan benötigt. Was Müller an seinem Buch schätzt: »Es kommt trotzdem leicht daher.« Dass eine Darstellerin zum Ensemble stieß, die dasselbe Schicksal hatte, machte den Themenkomplex für die Schauspieler der »Jungen Theaterakademie« noch besser begreiflich. Aufgrund einer Stoffwechselerkrankung benötigte die Darstellerin eine neue Leber – und hat sie bekommen. »Sie sagt, sie habe einfach nur Glück gehabt«, berichtet Müller. All diese Gefühle, die sich ums schwierige Thema ranken, wurden den jungen Leuten vermittelt, weil sie die Chance hatten, bei einer Betroffenen Rückfragen zu stellen. Aber: »Wir haben viel gelacht, trotz des ernsten Themas.«
Vielleicht deshalb ist die Szene, bevor Herr W. sein Spenderorgan erhält, auch eine Schlüsselszene, auf die Müller viel Wert gelegt hat: »Da wird das Krankenhaus zum Geschichtenhaus.« Wenn sich der Patient mit seinen Ärzten unterhält, wird es »zackig«, so Müller. Übrigens: Trotz dieser Thematik stellt das Stück keinen missionarischen Anspruch: Spender-Ausweise werden auch keine verteilt, das war Müller wichtig. Rechtzeitig fertig war Müller mit den Proben, sodass die Schauspieler bei insgesamt sechs Durchläufen Routine gewinnen konnten. Dazu war Verlässlichkeit erforderlich – etwas, was Müller auch unmissverständlich einfordert. »Es klappt aber auch ganz gut«, sagt sie.
Weiteres Stück in Arbeit
Dadurch, dass sie ihre Tätigkeit für die »Junge Theaterakademie« im Rahmen des Landeslehrerprogramms ausüben kann, wirbelt Müller auch noch mit den jüngeren Schülern bis zehn Jahre: Mit dem Chor der Weingartenschule studiert sie »Das Zauberflötchen« ein. Die Premiere von »Geschenktes Leben« heute, 19.30 Uhr, ist ausverkauft. Weitere Aufführungen morgen, Freitag, am Dienstag, 25. Februar, und am Dienstag, 18., und Donnerstag, 20. März, jeweils 20 Uhr im Salmen. Tickets gibt es im Bürgerbüro und an der Abendkasse.
Bettina Kühne
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