Annette Müllers Theaterproduktion „Elsa – ich darf nicht sprechen“ wird am 8. September in Rudolstadt ausgezeichnet.
Badische Zeitung vom 22. Mai 2012OFFENBURG. Die Offenburger Theatermacherin Annette Müller wird für ihr Stück „Elsa – ich darf nicht sprechen“ mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis 2012 ausgezeichnet.Unter 112 Bewerbungen entschied sich die Jury bei ihrer Sitzung in Berlin in der Kategorie „Neue und aktuelle Theaterformen“ für die Eigenproduktion des Offenburger Theaters im Gewölbe (ThiG) in Kooperation mit Schülern von zehn Ortenauer Schulen. Der mit 2000 Euro dotierte Preis wird bei einer Gala am 8. September im thüringischen Rudolstadt überreicht.
Die frohe Botschaft ereilte Annette Müller am Montagmorgen am Frühstückstisch. „Ich bin gleich ins Internet gegangen, um die Nachricht Schwarz auf Weiß zu lesen. Danach habe ich erst einmal eine Rundmail an alle Beteiligten geschickt.“ Die frohe Botschaft lautet, dass Annette Müllers Stück „Elsa – ich darf nicht sprechen“ vom Bund Deutscher Amateurtheater mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis „Amarena“ ausgezeichnet wurde. Der Preis wird 2012 zum zweiten Mal vergeben. Unter 112 Bewerbungen schaffte es die Offenburger Produktion in der Kategorie „Neue und aktuelle Theaterformen“ auf den Spitzenplatz. Weitere Preise wurden in den Kategorien Schauspiel, Komödie, Musik-, Annette Müller Tanz- und Bewegungstheater sowie Seniorentheater an Amateurensembles aus ganz Deutschland vergeben.
Annette Müller und die 27 Darsteller – 17 Schülerinnen und Schüler sowie zehn erwachsene Schauspielerinnen und Schauspieler des ThiG – sind eingeladen, am Freitag, 7. September, ihr Stück im Landestheater in Rudolstadt (Thüringen) vorzustellen. Am
folgenden Abend wird ihnen dann im Rahmen einer Gala im Theater der Preis überreicht.
Die Begründung der Jury kennt Annette Müller noch nicht. „Frank Grünert, der Vorsitzende des Bunds Deutscher Amateurtheater, hat mir am Telefon gesagt, dass die im Detail sehr liebevolle Inszenierung die Jury überzeugt habe“, so eine euphorische Annette Müller auf Anfrage.
Mit dem Stück hat die Offenburgerin, die neben ihrer freien Tätigkeit als Theaterpädagogin beim Schulamts und demnächst auch an der Jungen Theaterakademie des Grimmelshausen-Gymnasiums arbeitet, die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Elsa Santo aus Kappel-Grafenhausen verarbeitet. Elsa Santo geriet während des Kriegs als Geliebte eines polnischen Zwangsarbeiters in die Vernichtungsmaschinerie des Naziregimes. In einem beispiellosen Justizskandal wurde sie in der Nachkriegszeit von Ortenauer Gerichten um die ihr zustehende Entschädigung für die Leiden im KZ gebracht. Diesen Stoff hat Annette Müller unter anderem auf der Basis historischer Recherchen, für die der Offenburger Hans-Peter Goergens bis nach Polen reiste, für die Bühne bearbeitet.
Das Besondere an Annette Müllers Inszenierung ist die Zusammenarbeit von Erwachsenen und Schülern. „Unser Ensemble hat eine Altersspektrum von 9 bis 76 Jahre“, erklärt sie. „Es ist durch die gemeinsame Arbeit an dem Stoff fantastisch zusammengewachsen.“
Mit der soziokulturellen Theaterarbeit hat Annette Müller viel Erfahrung. So inszenierte sie mit großen Offenburger Schülerensembles schon Schillers „Räuber“ und Shakespeares „Romeo und Julia“ für die Reithallenbühne. Für „Elsa“ kombinierte sie erstmals ein Erwachsenen- mit einem Schülerensemble.
Die Freude bei den Offenburger Theaterleuten über diese Bestätigung der Arbeit ist riesig. Wie es der Zufall will, findet heute, Dienstagabend, die Mitgliederversammlung des
als Verein organisierten Theaters im Gewölbe statt, dem Annette Müller seit zwölf Jahren angehört. „Ich denke, da werden wir die tolle Nachricht anschließend erst einmal ordentlich feiern“, sagt die Theatermacherin.
Autor: Ralf Burgmaier
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