Der Zeigefinger war unübersehbar

Water
Foto: Offenburger Tageblatt

Baden Online, Artikel vom 21.02.2008
Autor: Bettina Kühne

Die Jugendtheaterklasse der Kunstschule inszenierte »Water«, ein Stück über die Klimakatastrophe Interessante Ideen werteten die Inszenierung von »Water« auf: Gefühlvoll interpretierte die Jugendtheaterklasse der Kunstschule das Leben – und verlor dabei die drohende Klimakatastrophe nicht aus den Augen.

Offenburg. Ein witziger Einfall eröffnete am Dienstagabend die Premiere von »Water«, dem jüngsten Stück der Jugendtheaterklasse an der Kunstschule. Waren zunächst noch bedeutungsschwer die schneeweißen Buchstaben des Titels im Blau der virtuellen Kulisse versunken, startete gleich darauf ein lustiges Filmchen. Zu einer launigen Melodie umrissen die Akteure das Stück. Über die Leinwand lief ein selbst produzierter Film – Personen, die sich vor handskizzierten Fassaden und selbst gemalten Zimmern tummelten. Ein besonderer Effekt ergab sich dadurch, dass die Schauspieler mit den Filmkonterfeis in Kontakt traten: vorweggenommene Szenen, die später ausführlicher und begleitet von Dialogen auf der Bühne gezeigt wurden.

Schmelzende Pole, herabbröckelnde Berge und zerstörerische Stürme – mit vielen Zahlen und Fakten garniert, wurden die durch den Klimawandel verursachten Umweltkatastrophen ins Off gesprochen. Und auch die Charaktere auf der Salmenbühne waren bald Betroffene. Tobte Sturm David zunächst noch weit weg, näherte er sich rasch Europa. Und schließlich erreichte er Deutschland, dann Offenburg. »Keine Panik« hieß die offizielle Verlautbarung, deren unheilvolles Echo für eine unruhige Anspannung im Publikum sorgte.

Unter die Haut

Auftreten ließ Regisseurin Annette Müller, die das Stück geschrieben hat, ganz unterschiedliche Typen. Da war die Friseuse ohne haushalterisches Talent (Josephine Sommer) oder die Prostuierte, die der Realität mit Drogen zu entfliehen suchte (Vanessa Feyrer). Es gab den Sportlerfreak (Nepomuk Siebert) und seinen krebskranken Freund Peter (Anthony Jendrossek), Buchhalter Timm (Deniz Cinar) oder den Philosophen (Timo Hilleke) in Weltuntergangsstimmung. Wegen seiner besonderen Fähigkeit, Wasser spüren zu können, ohne es zu berühren, stand der Autist (Max Heckmann) im Mittelpunkt der Geschichte. Seine Schwester (Souad Lemdjadi) stellte als Karrierefrau den Gegenpart zur liebesbedürftigen Studentin (Luisa Riemer) dar. Müller hat ihren Schauspielschülern die Rollen trefflich auf den Leib geschnitten: So mancher Monolog ging unter die Haut.

Und zum Schluss kommt die Überraschung. Wie viele Menschen braucht es, um die Klimakatastrophe abzuwenden?« lautet die Frage auf der Leinwand. Die Antwort ist schlicht: »Dich!« Deshalb war der Ausgang auch gesäumt von blauen Flugblättern. Darauf stehen ganz einfache Dinge, die der Klimakatastrophe entgegenwirken. Jeder kann etwas davon in seinem Leben umsetzen. Die Zuschauer hatten die Wahl, ob sie die Zettel aufhoben – oder darüber hinweggingen.

Weitere Aufführung: Dienstag, 26. Februar, 10.30 und 20 Uhr im Salmen. Kartenreservierung und Infos bei der Kunstschule, 07 81/93 64-300.

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